Heute spielte ich im Kino THE BEATLES: Eight Days A Week – The Touring Years.

Ein Film von Ron Howard. Ein Regisseur und Filmproduzent, der "The Grinch" und "Solo: A Star Wars Story" und noch ein paar andere Popcorn-Filme gemacht hat.

Und oh.... man.... wie hat er doch den Geist getroffen.

Wie kommt es, dass ich die Hälfte der Zeit vor der Leinwand sitze mit feuchten Augen. Ich meine, sähe ich Dylan, oder Morrissey, oder die frühen Simple Minds (ja, die habe ich entdeckt, weltweit als erster Paderborner), oder Arvo Pärt. Sähe ich die auf der Leinwand, ich hätte keine.

So why?

Die Frage ist nicht leicht. Denn die banale Antwort, ich sei sentimental, das sei halt meine erste musikalische Erfahrung, so mit 12, prägend teenagerhaft, und angesichts des nahen Endes eine nur zu natürliche Augenfeuchtigkeitsquelle, geht fehl.

It's not.

Weil, ich hörte damals Abba. Und Beethoven. Und Radio.

Aber die Beatles, das ist was anderes. Es ist: Keine Fansache. Es ist: Eine Sache der Menschheit und der Menschlichkeit. Es ist: Eine Sache der Condition Humaine. Ja, ich meine jene conditio humana, die Wesenmerkmale des Menschlichen von denen anderer Lebensformen abhebt (ohne Roland Barthes zu ärgern): abhebt, ohne das Allgemeine und Verbindende zwischen Mensch, Flipper, solidarischen Baumgesellschaften und der Empathie der Pantoffeltierchen zu leugnen.

Aber eben im Besonderen die Condition Humaine, in der leidensfähigen Heidegger-Integration einer Hannah Arendt etwa.

Dann geht das emotionale Momentum also ran an die Bedingungen des Menschlichseins, was man gemeinhin meint, wenn man zutiefst gerührt ist von was. Etwa wenn ein Kind weint; sich ein Antiheld opfert; wir generell was tun, was wichtig, aber dem körperlichen Überleben nicht zweckdienlich ist.

Meine Kinder, vier an der Zahl, nennen sich Kleeblatt, sie haben eine eigene Kommunikationsgruppe, die sie so nennen, und sie werden es sofort verstehen. Denn vor ihnen gab's sowas schonmal, nur ohne WhatsApp, und das waren die Beatles.

Die Beatles waren nicht die erste Boygroup, sie waren kein Phänomen, und ob sie die Popmusik im eigentlichen Sinne erfanden (was manch Historiker behauptet), spielt keine Rolle - sie waren das erste Kleeblatt. 4 Jungs, zufällig aus derselben Stadt, aus derselben Klasse, aus demselben Viertel, fast schon aus derselben Straße, und ihnen fehlte auf die eine oder andere Weise Familie, und sie wurden zur Familie füreinander. Sie beschützten sich, sie kannten sich, sie stritten sich wie nur Familie es kann, wie nur Menschen es können die wissen dass sie unverbrüchlich sind, nichts kann sie auseinander bringen, und das geht über die Existenz vom Anderen (Yoko z.B.) hinaus.

Ja, es gibt das Musikalische. Das Musikalische ist der Träger des humanen Codes hier. Und das heißt: Individualität und Solidarität in einer sich gegenseitig bedingenden Unbedingtheit.

Yoko schickte Kassettenbänder nach Johns Tod an Paul. Das war nicht Ausfluss ihrer Selbstlosigkeit oder Weisheit, sondern Funktion des Kleeblatts. Die Elemente, die zusammen sind, auch wenn sie getrennt sind, und die zusammen mehr sind als... ja als was? Gibt es das 1-Blatt-Kleeblatt? Nein. Das Übliche, das normal schön Großartige ist das Dreiblättrige. Das Vierblättrige aber ist ... ja... ist... das Ding. The real thing. Wir fühlen uns eins. Sicher. Aufgehoben. Alles ist möglich dann. Alles, dann, ist gut. Und was bleibt, ewig, ist Liebe.

Was Ihr tut, wenn Ihr mich eines Tages begrabt oder verstreut, ist einfach: Spielt die Songs, alle nacheinander, vom ersten bis zum letzten, wie lang es auch dauert, vielleicht habe ich bis dahin einen Film geschnitten, dann nehmt den, in dieser Reihenfolge, und denkt an sie, die Vier, das Kleeblatt, denkt an Euch, dankt euch, dankt eurer Mutter und dem Vater, dass wir Euch so haben sein lassen, und dankt den Beatles, die sich gegenseitig beschützten, selbst, und selbst, als es gar nicht so schien, und sich zur Unendlichkeit transformierten in jenem Auge des Hurrikans, ohne den es nie irgendetwas gegeben hätte.

Womit ich mir nicht sicher bin, ob ich die Ausgangsfrage - woher die Feuchte? - verständlich beantwortet habe. Was auch keine Rolle mehr spielt noch je gespielt hat. I am the Walrus. I am the Eggman. I am the Image. I am what I am. In the end, nothing but a different kind of color in your memory.